Die Konzeption des Tempels geht auf den thailändischen Künstler Chalermchai Kositpipat (* 1955)[1]
zurück. Er bricht mit der traditionellen bunten Farbgestaltung
buddhistischer Tempel. Durch die weiße Farbe der Mauern und vieler
Fenster wirkt der Tempel ungewöhnlich. Weiß ist eine traditionelle Farbe
der Trauer in Thailand, hier aber wird sie als Buddhas Reinheit interpretiert und im Glas als Buddhas Weisheit, die hell "über der Erde und dem Universum scheint". Der Tempel ist im eklektischen Stil gebaut, der Elemente der Thai- und Hindi-Architektur verschiedener Epochen miteinander verbindet. Er vermittelt ein Gefühl von Surrealismus, um das spirituelle Erlebnis der Besucher zu steigern.[2]
Die Brücke – im oberen Bild rechts – symbolisiert den Übergang vom Zyklus der Wiedergeburt zum Raum Buddhas. Der kleine Halbkreis davor steht für die Welt des Menschen. Der große Kreis mit Fangzähnen steht für den Mund des Mara (Buddhismus), die Herausforderungen des Lebens auf der Erde.
Die Malereien im Innen des Ubosots,
der Versammlungshalle der Mönche, sind in goldenem Ton gehalten. Die
Wände, der Fußboden und die Decke zeigen Anspielungen auf die
Versuchungen, die vor dem die Welt überwindenden Zustand stehen. Auch
zeitgenössische Figuren der Populärkultur wie Michael Jackson, Spiderman und Hello Kitty sind dargestellt.[3]
Auf dem Dach sind vier Kreaturen zu sehen, die die Elemente Erde (Elefant), Wind (Schwan), Wasser (Naga) und Feuer (Löwe) repräsentieren.
Wat Rong Khun, Detailansicht
Geschichte
Die vorangegangene Struktur des Wat Rong Khun Tempels lag Ende des 20. Jahrhunderts in Ruinen.[4]
Aufgrund fehlender Finanzmittel konnte er nicht wieder aufgebaut
werden. Im Jahr 1996 beschloss Chalermchai, den Tempel in abgewandeltem
Stil zu rekonstruieren. Ein Team von 120 Freiwilligen, darunter
Bauarbeiter, Architekten und Künstler, begannen ein Jahr später mit den
Bauarbeiten. Chalermchai widmete sich mit 1,2 Millionen US-Dollar
eigener Mittel an der Schaffung des Tempels; er sah es als Opfer an
Buddha.
Später änderte er seine Pläne, als er sah, dass Wat Rong Khun eine
wichtige Rolle spielen könne, um sowohl Einheimische als auch Touristen
anzuziehen.
Aktuell sind erst ungefähr 20 Prozent der geplanten Anlage
gebaut. Als Datum für die komplette Fertigstellung wird das Jahr 2070
geschätzt. Der Bau wird dabei ausschließlich durch Spenden finanziert.
Um unabhängig von Großspendern zu sein, hat Chalermchai eine maximale
Spendensumme von 10.000 THB (etwa 250 Euro) festgelegt.
Erdbeben
Durch ein Erdbeben der Stärke 6,3 am 5. Mai 2014 mit dem Epizentrum in der Provinz Chiang Rai[6]
wurden die Gebäude des Tempels, besonders Wandmalereien im Innern,
stark beschädigt. Künstler Chalermchai Kositpipat befürchtete zunächst,
dass der Tempel auf Dauer geschlossen würde.[7] Nachdem ihn jedoch viele Menschen darin bestärkten, entschloss sich Chalermchai, den Tempel wieder zu restaurieren.[